sport
Mittwoch, Mai 18, 2005
 
Der Meisterbericht von Catherine Zeta-Bohlen:
El país del campeón: Beim Abpfiff auf die Uhr schauen, beim Abpfiff auf die Uhr schauen, beim... 23.53 Uhr war es, Sonnabend, in einem Vorort Valencias und jeder der wollte, konnte eine Annäherung an das spüren, was man Erlösung nennt. Das Stadion des UD Levante war erstmals seit 42 Jahren ausverkauft (Kann das stimmen? Und was war vor 42 Jahren da los?), circa 20000 Anhänger des FC Barcelona gehörten zu den Karteninhabern und wollten ihre Mannschaft wenigstens einen Punkt holen sehen, denn schon beim Aufwärmen sickerte die Kunde aus Sevilla durch: der FC spielte 2:2 gegen Real. Doch Barca war nervös und der Schiri zum Glück sehr milde, oder etwas blind (für Ronaldinho und Deco hätte es durchaus Rot geben können, für Levante einen Elfer, für Barca vielleicht auch, das 1:0 für Levante entstand aus einer Abseitsposition heraus, eine versuchte Körperverletzung gegen Ronaldinho, der ein paar Minuten zuvor einem Levante-Spieler eine leichte Kopfnuss verpasst hatte, wurde auch nur mit Gelb geahndet). In der zweiten Halbzeit war das dann alles vergessen. Barca machte es im Milan-Style und kam durch eine Ecke, die Eto’o verwandelte, zum ersehnten Ausgleich. Danach verabredeten die beiden Teams einen Nichtangriffspakt (Levante konnte den Punkt auch gut gebrauchen) und nach Abpfiff zeigten die Barca-Profis, dass sie auch im Jubeln Meister sind, Trauben von Journalisten und irgendwelchen, plötzlich auftauchenden Fans umringten sie und so zog man sich zügig in den Kabinengang zurück und lud sich mit Schampus voll. Einzig Ronaldinho unterhielt draußen auf dem Spielfeld mit seinem Jubel die Massen. Er kriegte sich gar nicht mehr ein. Und seine Kollegen ließen sich daraufhin auch nicht lumpen und kamen zurück. Beim Mannschaftsbus wurde dann weiter gefeiert und so hielt das auch an, denn am nächsten Tag empfingen eine halbe Million Menschen die Campeónes in Barcelona und im Stadion wurde dann mit 120000 offiziell gefetet. In der Nacht auf diesen Tag gab es in der Stadt im Zuge der Feierlichkeiten schwere Ausschreitungen mit Plündereien und sogar Messerstechereien. Aber ich bin sicher, wenn sich Barca wieder an Titel gewöhnt, wird das sicher auch wieder ruhiger abgehen. Und wer jetzt meint, “die Tiere, die müssten doch glücklich und voll Liebe und so sein”, dem seien Bilddokumente der letzten inoffiziellen Meisterfeierlichkeiten Feyenoord Rotterdams ans Herz gelegt. So scheint selbst der Jubel und die Feier im Fußball eine gewisse Gewalttätigkeit inne zu wohnen. Außer natürlich bei Ronaldinho, dessen Sprünge auf Levantes-Rasen ich den ganzen Sonntag über nachmachte, hält verdammt fit sowas. Vor diesen großartigen Ereignissen bewies Barca mal wieder, was für ein anspruchsvolles Umfeld sie haben. Denn am Freitag verhinderte die Polizei eine Entführung von Club-Präsident Laporta. Mehrere Männer wurden festgenommen, die konkrete Pläne für eine Geiselnahme Laportas hatten. Vielleicht der radikale Flügel der radikalen Boixos Nois (die Wilden), die ein werbefreies Trikot erpressen wollten. Ein kleiner Fingerzeig an die Manchester United Fans (übrigens Laportas Vorbild-Verein, das sagt alles...), die sich mal an Malcolm Glazer ranmachen sollten, der nun 75% der ManU-Anteile besitzt.

Der Südligenbericht:
Nichtangriffspakt-Ragazzi: Es war ein Spieltag, an dem man den Weg Juves zum 5000. Meistertitel (Milan nur unentschieden beim sympathischen Lecce) und den schon länger andauernden Niedergang eines großen Schiedsrichters beobachten konnte. Collina pfiff das römische Derby zwischen dem AS und Lazio und diesmal war seine Leistung noch desaströser als voriges Wochenende beim Milan-Juve-Spiel. Der gute Schiri passte seine Leistung einfach dem Spielverlauf an, der unterirdisch war (selbst di Canio hielt sich zurück) und es wurde von einer Absprache der beiden abstiegsgefährdeten Clubs gemunkelt. Und wahrscheinlich ist es einfach nur gut, dass Collina am Saisonende aufhört (Mindestalter überschritten) und der pfälzische Zahnarzt und Philantroph, Markus Merk alleiniger Schiri-Held ist, denn spätestens seit dem kapitalen Fehler beim Duell zwischen Chelsea und Barca wollten wir ihn nie wieder sehen. Und dabei war er doch immer so putzig.
Demnächst: Werden folgende Fragen beantwortet: Wird Benfica nach dem Gewinn des Stadtderbys gegen Sporting nun Meister? Kann Rivaldo mit Olympiakos noch einen Titel für seine Sammlung holen? Und schafft Nizza auch ohne Gernot Rohr den Verbleib in der Ligue 1? Verdammt, es bleibt spannend.