sport
Dienstag, Mai 04, 2004
 
Der Südligenbericht von Catherine Zeta-Bohlen:
Primera División: Der Sonnabend ließ gutes für den 35. Spieltag erahnen. Real verlor in La Coruna gegen eine Depor-Mannschaft, die mit Reservespielern gespickt war (das Champions League Halbfinale hatte Vorrang). Die weiße Fußballpest aus Madrid (wieder mit Ronaldo) fing gut und dynamisch an, doch der in La Coruna oft geschmähte Djalminha (Günter Netzer mag den sehr) im Mittelfeld sowie Reservist Amo in der Abwehr verstanden es, den Ball in den eigenen Reihen zu halten. Tristan und Capdevila erledigten die Tore und zeigten damit, wie wichtig eine gut besetzte Bank für einen Topclub ist. Der geschafft wirkende Zidane (es wird schon vom Karriereknick gemunkelt) war von diesen Tatsachen so frustriert, dass er sich mit einem tollen Foul Luft verschaffte und in der 39. Minute vom Platz musste. Valencia ließ sich am Sonntag von diesem Resultat inspirieren und schlug Betis zu Hause 2:0. Das macht nun vier Punkte Vorsprung zu Real. Leider schwindet damit die Möglichkeit, dass Barca den Tabellenführer noch abfängt und verdientermaßen Meister wird. Die blaugranatrote Rasselbande um Ronaldinho musste am Sonntagabend zu Hause zum Stadtderby gegen Espanyol Barcelona ran, die sich tapfer im Abstiegskampf schlagen. So ging Espanyol auch mit einem Elfer in Führung. Doch bis zur Pause zeigte Barca, warum sie die Chefs in der Stadt sind – “a football masterclass” schrieb fcbarcelona.com. Ronaldinho und Jungheld Iniesta kombinierten wie mehrere Sherlock Holmes und zerlegten Espanyols Abwehr. Die Zuschauer quittierten jeden Pass mit einem “Olé” – 4:1. Tore: Ronaldinho, van Bronckhorst, 2x Saviola. Vier Minuten vor Schluss wurde Quaresma noch schwer von Espanyols Wome weggeholzt und verletzte sich dabei.
Serie A: Letzte Woche hier angekündigt, an diesem Sonntag geschehen: der AC Mailand ist zum 17. Mal Meister. Ein Tor Schewschenkos aus der zweiten Minute nach Zuckerpass von Kakà reichte Milan zum Sieg beim Gipfeltreffen im San Siro gegen den Tabellenzweiten AS Rom. Danach ließ Milan Ball und Gegner laufen, selbst Totti konnte nichts dagegen tun. Doch in der zweiten Halbzeit drückte die Roma auf die Tube. Nachdem die Milan-Mauer einen Totti-Freistoß mit Hand abwehrte (das darf man nicht), blieb der fällige Elferpfiff von Schiri Messina aus. Die knapp 10000 Roma-Fans hinter dem Milan-Tor übernahmen daraufhin die Durchsetzung der gerechten Strafe mit eigenen Mitteln, Feuerwerk wurde gezündet, Gegenstände aufs Feld geworfen. Leider verlor der AS Rom dadurch etwas seine Linie. Das Spiel wurde mehrfach wegen Spielerpflege unterbrochen und auch acht Minuten Nachspielzeit reichten für Totti und seine Jungs nicht, einen Treffer zu erzielen. Aus die Maus. Tabellendritter Juve blamierte sich beim Vorletzten Perugia mit 0:1. Trainer Lippi hatte schon vor einer Woche seinen Rücktritt zum Saisonende angekündigt. Da der dritte Platz so gut wie sicher ist, scheint ihm und seinen Jungs der Fußball nun ziemlich Wurst zu sein. Beim Kampf um Rang vier hat zur Zeit der AC Parma die Nase vorn. Durch ein 3:1 gegen Ancona (die steigen auf jeden Fall ab) hat Parma zwei Punkte Vorsprung auf Inter (1:2 bei Lecce) und Lazio (1:1 gegen Reggina). Das Duell diesen beiden Clubs verpasste ich leider letzten Sonntag in Mailand. Nullnull ging’s aus und den zweiten Selbstmord eines Fans im Stadion während eines Inter-Spiels in dieser Saison gab’s schlimmerweise auch noch.
In da Schweiz: Der FC Basel wurde durch ein 2:0 in Thun (erinnert sei hier an Robert Walsers tolle Erzählung “Kleist in Thun”) vorzeitig Meister und die Baseler Fans feierten ausgiebig. Ein Sonderzug der Schweizer Bahn und ein Kiosk auf dem Thuner Bahnhof wurden demoliert. Die Kioskbesitzerin wurde tätlich angegriffen und in der Basel ging’s auch noch rund. 170000 Euros Sachschaden.
Frankreichs Süden: Nach zwei Jahren gewinnt der AS Monaco erstmals wieder gegen OGC Nizza mit 2:1. Schön ist das nicht, zumal Nizza mit 1:0 geführt hatte. Lyon weiter mit zwei Punkten Führung auf Platz eins.
Kochen in der Gerüchteküche mit Zeta-Bohlen: Es kam, wie es kommen musste. Nach Ronaldinhos grandiosen Leistungen bei Barca bot nun Chelsea-Chef Abramowitsch für den stets lächelnden Brasilianer 60 Mio. Euros. Da aber die Ablöse auf 100 Mio. festgelegt ist, Ronie sich in Barcelona wohl fühlt und sich seine Ziele mit denen Barcas decken, wird aus der Sache wohl nichts. Wäre auch schlimm. Bei Real sind u.a. Emerson, Walter Samuel (Verteidiger!) und Totti vom AS Rom im Gespräch, sowie Xabi Alonso von San Sebastian und Thierry Henry von Arsenal. Ballack wurde in der spanischen Presse mit Real als auch Barca in Verbindung gebracht. Die Katalanen wollen übrigens die Gehälter der Spieler um 40% senken und die Profis leistungsorientierter bezahlen.