sport
Mittwoch, Dezember 08, 2004
 
Der Südligenbericht von Catherine Zeta-Bohlen:
Spanien: Am späten Sonntagabend war die Sache perfekt: Real spielte bei Villarreal nur nullnull und Barca hat nun neun Punkte Vorsprung auf die weißen Verfolger aus der Hauptstadt und die Stadtrivalen von Espanyol, die in Saragossa gewannen und sich nun als Überraschungsmannschaft der bisherigen Saison bezeichnen dürfen. Barca hatte sich aus dem Tabellenkeller den FC Malaga eingeladen und ließ sich auch von der anhaltenden Verletzungsmisere nicht die vorweihnachtliche Stimmung versauen (letzter prominenter Ausfall ist Henrik Larsson, der sich gegen Real einen Kreuzbandriss zuzog und letztes Wochenende von seinen Teamkollegen durch einen T-Shirt-Gruß zurückgewünscht wurde, “Freund, komm bald wieder!”). Die Katalanen machten es wie die Borussia aus Dortmund und ließen mal wieder einen Haufen Nachwuchsspieler ran, die keine Mühe hatten, mit den etablierten Profis mitzuhalten: bis zu siebzig Prozent Ballbesitz (wer hat, dem wird gegeben), vier Tore (2x Eto’o, Deco, Iniesta) und null Gegentore. Ja, in diesen Tagen geht der alltägliche Antidepressivakonsum der Barca-Fans gegen null, das Nervenkostüm ist stabil und die ersten Oden an Mannschaft und Trainer werden geschrieben, der Drang, Real-Trikots zu verbrennen, lässt ein wenig nach. “Der Fußball hat den Besitzer gewechselt.” Auf Grund der vielen Ausfälle soll zum Winter noch ein Spieler kommen. “L’Equipe” (französisches Sportmagazin) meldete, dass dies Tacchinardi von Juve sein soll, Trainer Rijkaard möchte jedoch lieber Rio Mavuba aus Bourdeaux. Albacete-Valencia 0:1 (der Meister in Juventus-Manier), FC Sevilla-Bilbao 2:0, Levante-Getafe 0:0, Mallorca-Numancia 3:2 (Hector Cuper macht auf Malle bisher einen guten Job), Santander-Depor 2:2.
Italien: Wahrscheinlich wird Inter dieses Jahr schon wieder nicht Meister, doch die Mailänder haben für alle Fans ein großes Trostpaket gepackt: Adriano, der brasilianische “Sturmtank” (ein “Eurosport”-Terminus, den man mit “Sturmpanzer” übersetzen könnte) der richtig doll schießen kann. Neunzig Spiele absolvierte er bisher in der Serie A, 52mal traf er. An diesem Wochenende zimmerte er gegen Messina (5:0-Sieg) seinen ersten Hattrick zusammen und führt nun die Torschützenliste an, dreizehn Treffer nach vierzehn Spieltagen (übrigens erst der dritte Sieg für die Interristi). Inters Stadtrivale, der AC Milan, kam in Parma diesmal ohne Stürmertore aus und malochte sich ein 2:1 zurecht, wobei Jungstürmer Gilardino die Gastgeber in Führung gebracht hatte und weiter ein heißer Wunschkandidat des Milan-Managements bleibt. Udinese und Cagliari bleiben auf Tuchfühlung mit der Tabellenspitze und Lecce konnte sich mit einem unitalienischen 3:2 gegen Livorno auf Rang sieben verbessern. Neues Sorgenkind ist wieder einmal Lazio, die sich ausgerechnet Juve als Aufbaugegner ausgesucht hatten und in Turin sogar einsnull in Führung gingen (Pandev spielte die halbe Juve-Truppe im Strafraum aus, Juve-Trainer und Defensivspezie Capello wird mehr als schockiert gewesen sein). Nach dem finanziellen und sportlichen Aderlass scheint nun Lazios Trainer Domenico Caso, der sich bisher nicht auf eine Stammelf festlegen konnte, gehen zu müssen. Heißer Nachfolgekandidat ist u.a. Dino Zoff. Das wär‘ doch was.
Frankreich: Am Sonnabend wurde ich auf einer Art Weihnachtsfeier in Kreuzberg Zeuge, wie das Internet wertvolle Nervenzellen rettet, denn das anwesende Mitglied der Nizza-Ultra-Fraktion konnte sich nach Befragung des WWW kurz nach Abpfiff des Spiels Nantes-Nizza beruhigt ein alkoholisches Getränk gönnen, die Südfranzosen hatten mit 1:0 gewonnen und liegen nun auf Rang neun. Lyon bleibt Spitzenreiter. Marseilles neuer Coach Troussier konnte seine Truppe zum Sieg in Caen führen, ein knappes Ei allerdings.
Portugal: Niemand will so richtig die Tabellenspitz übernehmen und darum ist die portugiesische Liga zur Zeit eine der spannendsten Europas.
Griechenland: Derby-Zeit, Olympiacos empfing Panathinaikos, deren Fans nicht mit ins Stadion durften, auf Grund der Ausschreitungen in der letzten Saison. Trotzdem flog nicht nur der Ball auf dem Platz umher, sondern auch ‘ne Menge Wurfgeschosse von den Zuschauerrängen. Rivaldo machte durch einen tollen Freistoß den 1:0-Sieg für Olympiakos klar, die nun Tabellenführer sind.
Köpenick: Union muss nach dem 3:4 gegen die Hertha-Amateure (nach 2:0-Führung, verdammt) nun endgültig auf ein Wunder hoffen. Das Beste wäre allerdings ein russischer Ölmilliardär oder so, der möglichst schnell Rivaldo an die Alte Försterei holt.