sport
Donnerstag, Mai 12, 2005
 
Der Südligenbericht von Catherine Zeta-Bohlen:
Spanien: Oh ja, Toreschießen hilft, das Maul aufreißen nicht. Real gewann am Sonnabend 5:0 gegen Racing Santander und quatschte viel. Sie glaubten, da geht noch was. Denn Barca musste in die Mestalla-Festung zum FC Valencia. Denn die blau-granatroten Ritter Kataloniens schliffen souverän diese Festung unter Führung der beiden Herzöge Ronaldinho (von ihm das 1:0 durch ein “Peitschenschuss”, laut Eurosport) und Eto’o (mit dem Ball, den ihm Ronaldinho gab, rannte er erst ganz schnell, dann langsam und schoss dann ins Tor). Danach war es nur noch ein Schaulaufen Barcas, das wie immer alles für die Balleroberung tat und noch einige Chancen vergab. Ein brutales Foul von Ayala an Deco machte die Sache rund. Nun kann Barca die Meisterschaft bei Levante klar machen und so schrieb die Zeitung “Sport”: “Der FC Barcelona wird Meister, ohne dass die Spieler aus dem Mannschaftsbus aussteigen müssen.” Doch die meisten der Barca-Fans werden die Machtdemonstration in Valencia mit einer Träne im Knopfloch beobachtet haben, denn die Trikotwerbung rückt bedrohlich nahe, nach 106 Jahren der Reinheit. Und scheinbar macht Peking das Rennen, das für die Olympischen Spiele 2008 (wer braucht den Scheiß eigentlich) und für die Hauptstadt der Kommi-Diktatur werben will, wohl mit einer Rekordsumme. Scheinbar hat Barcas Schuldenstand und der Zaster aus dem “Reich der Mitte” (welch Hohn, welche Mitte?) das liberale Bürgertum Kataloniens im Vorstand des Vereins korrumpiert. So schaute man mit verheulten Augen auf das zweitwichtigste Derby Spaniens: das Stadtduell in Sevilla zwischen Betis und dem FC. Beide Mannschaften mit Champions-League-Ambitionen und beide gingen mit entsprechender internationaler Härte zu Werke. Über fünfzig Fouls wurden gepfiffen, Spielfluss gab es kaum. Positive Erscheinung war der junge Jesus Navas vom FC, und Ricardo Oliveira von Betis, der mit seinem 19. Saisontor in der siebten Minute die Kiste entschied. (Zählt fast soviel wie eine Meisterschaft, sic!)
Italien: Auch in diesem sympathischen Land wird viel gequatscht, z.B. von der Vorentscheidung der Meisterschaft. Am Sonntag trafen sich zur großen Rasenschachpartie Juve und Milan im Mailänder San Siro und spielten eigentlich so, wie es hätte ausgehen müssen 0:0, 1:1. Doch ein grandioser Moment del Pieros, der für Trezeguet zum Tor auflegte, führte eine Entscheidung herbei und die Juve-Tifosi konnten ihr Transparent mit dem weiß-schwarzen Rauch drauf ausrollen: “Habemus Scudetto!” Nun führt Juve mit drei Punkten die Tabelle an und niemand glaubt (außer scheinbar Berlusconi), dass die nochmal ausrutschen, zumal Milan für das Champions-League-Finale Kräfte sparen wird. Positive Nachrichten: Inter gewann mit 3:0 bei Brescia und der sympathische AS Livorno verlor mit 3:6 gegen Siena, nachdem man schon voriges Wochenende mit 4:6 bei Parma verloren hatte. Zwölf Gegentore in zwei Spielen gab’s wahrscheinlich noch nie in Italien, Bolzplätze und Kinderfußball mal ausgenommen. Somit ein heißer Kandidat für den Fußball-Nobelpreis, dieser AS Livorno Calcio.
Frankreich: Olympique Lyon schon wieder Meister, zum vierten Mal, und das hintereinander, und auch noch zu recht. Nun will der Präsident des Clubs seine Mannschaft im nächsten Jahr im Finale der Champions League sehen und prompt gab Trainer Paul LeGuen seinen Rücktritt nach dieser Saison bekannt. Toll wäre es von ihm, wenn er zu Nizza gehen würde, denn die sind nahe am Abgrund, nur einen Punkt vom Abstieg entfernt und drei Spieltage sind noch offen, und damit was gegen die allgemein herrschende Finsternis getan wird, muss dieser Club erstklassig bleiben. Word.