sport
Dienstag, November 30, 2004
 
Der Südligenbericht von Catherine Zeta-Bohlen:

Land mit Rassisten: Barca bleibt Souverän der Primera División. Die Katalanen spielten im Madrider Suburb bei Getafe und hatten es vor allem ihrem hübschen Torwart Victor Valdés sowie Sammi Eto‘o zu verdanken, dass der Sieg mit nach Hause genommen wurde (Marquez durch Freistoß und Deco nach Highspeed-Kombination schossen die Tore für Barca). Valdés zeigte nach Getafes Anschlusstreffer durch Craioveanu, der später die rote Karte sah, tolle Paraden und Eto’o ließ sich von den rassistischen Pöbeleien der Getafe-Fans nicht provozieren (nur einmal drosch er absichtlich den Ball in die Tribüne, was auch prompt mit einer gelben Karte bestraft wurde). Viel Spaß hatte Barca also nicht und Rassismus in Fußballstadien ist mal wieder ein Thema. Spanien tut sich dabei besonders hervor (wie letztens beim Länderspiel gegen die Tommys, als die farbigen Spieler Englands angepöbelt wurden, das berühmte affenartige Gebrüll, das auch beim Spiel zwischen Real und Leverkusen zu hören war, wenn Juan oder Roque Junior am Ball waren). Angeblicher Auslöser soll Nationalcoach Luis Aragones sein, der seinem Spieler Reyes, Held bei Arsenal, sagte, dass er besser als “der Neger” (gemeint war Thierry Henry) sei. Ebenso unerfreulich war Reals Heimsieg gegen Bernd Schusters Überraschungstruppe aus Levante, 5:0. Aber dafür gibt’s auch nur drei Punkte. Espanyol-Atletico Madrid 2:1, Bilbao-Santander 3:0, Valencia-Mallorca 2:0, Betis-Villarreal 2:1.
Land des Derby D’Italia: So nennt man das, wenn Inter auf Juve trifft, die beiden einzigen Clubs, die sich durchgehend in der Serie A aufhielten und zur Zeit heißt das, die Remiskönige (Inter) gegen die Einsnull-Könige (Juve), daher war mein Tipp 1:1. Die Fans im Mailänder San Siro konnten Juve mit Häme und Hass überschütten, weil die alte Dame des Fußballs aus Turin vor Gericht schuldig gesprochen wurde, in Person des Teamarztes (ein Jahr und zehn Monate Knast, Juve-Geschäftsführer Giraudo blieb verschont, ein paar Spieler will der Staatsanwalt noch wegen falscher Zeugenaussagen drankriegen), zwischen 1994 und 1998 systematisch gedopt, oder sagen wir mal körperoptimierende Stoffe ihren Spielern verabreicht zu haben, darunter Epo (bei Conte und Tacchinardi). Einige wollen Juve nun die in dieser Zeit gewonnenen Titel (3x Meister, 1x Champions League) aberkennen. Da sagten sich wohl die Juve-Profis beim Spiel gegen Inter: nun macht mal halblang, und legten zwei Tore vor, ein durch Zalayeta abgefälschter Schuss von Nedved und ein Elfer von Ibrahimovic, den Toldo aber fast gehalten hätte. Da der Beton, den Juve so anmischt, nicht halten wollte, konnten Vieri und Adriano mit sehr hübschen Toren zum 2:2 ausgleichen und die Juve-Spieler durften auf der Heimreise darüber nachdenken, wann sie das letzte Mal ein Spiel mit so vielen Toren bestritten hatten. Milan konnte durch ein Tor von Hernan Crespo bei Chievo Verona auf vier Punkte an Juve rankommen. Die Überraschungsteams aus Udinese und Cagliari (besiegten die Lazio, die immer noch die optimale Aufstellung sucht, mit 3:2 in Rom) siegten auch und belegen Rang drei und vier. Beim AS Rom spielten Totti, Cassano und Montella wieder Fußball und gewannen 4:0 in Siena. Montella ist mit elf Treffern Torschützenkönig.
In Frankreichs Süden: Nizza hatte am Sonntagabend den PSG zu Gast und war drauf und dran die Hauptstädter zu zerlegen, doch ein vergebener Elfer half nicht sonderlich dabei und so kam es, wie es kommen musste, Paris ging 1:0 in Führung und Nizza rannte die restliche Zeit dem Rückstand hinterher. Schließlich ließ sich Agali geschickt im Strafraum berühren und es gab noch ‘nen Elfer, der die Tränen etwas trocknete: 1:1. Allerdings meinte ein Kenner des französischen Fußballs, dass nun das Elfer-Kontingent für Nizza in dieser Saison aufgebraucht ist.
Fußball-Nobelpreis-Vorschlag: Zdenek Zeman, ein Trainer, ein Held, ein Kämpfer auf (fast) verlorenem Posten, der Mann, der Italien Offensivfußball beibringen möchte. Eigentlich nur im Süden des Landes aktiv, früher AS Rom, jetzt US Lecce, das Team, das in dieser Spielzeit bisher die meisten Tore schoss. Ein Missionar mit einer interessanten Lieblingsfreizeitbeschäftigung: Rauchen. Außerdem: der Mann, der im italienischen Fußball den Dopinggebrauch aufdeckte. Chapeau.