sport
Dienstag, November 23, 2004
 
Der Südligenbericht von Catherine Zeta-Bohlen:

Land des Duells: Barca vs. Real! Nach dem wir ein paar Tränen weggedrückt hatten, weil wir bei der Supersause in Barcelona nicht im Stadion dabei sein konnten, gingen wir ins Oscar-Wilde-Pub, und mit uns halb Europa. Natürlich waren die Spanier stark vertreten und die jeweilige Anhängerschaft hielt sich die Waage. Das bedeutete: man musste es fast zwei Stunden mit Real-Anhängern in einem Raum aushalten. Als es dann gegen 22 Uhr losging, war ich erstmals froh, dass Premiere sich nicht die Übertragungsrechte der spanischen Liga gesichert hat. Die Jungs von Sky Channel haben einfach mehr Humor und drückten auch ‘nen Auge zu, als im Vorbericht gezeigt wurde, wie Beckham beim Verlassen des Mannschaftsbusses von Barca-Fans mit irgendwelchen (allerdings leichten) Gegenständen beworfen wurde. Das Publikum war also mal wieder bei bester Laune und begrüßte die Madrilenen im Stadion mit einem riesigen Mosaik auf dem zweiten Rang der Haupttribüne: „Ja som 125000!“ („Schon sind es 125000!“), was sich auf die Mitgliederzahl bezog und den Weißen aus der Hauptstadt signalisierte, he Jungs, das sind noch ein paar mehr, die euch nicht mögen, denn ins Stadion passten nur knapp 99000. Außerdem gab’s noch ein großes Transparent mit der Aufschrift „Catalonia is not Spain“. Solch Separatismus wär‘ auch mal ‘ne Sache für die Bayern. Ronaldinho tätschelte noch ein Kind und dann ging‘s los. Die Weißen wurden, wie es in Spanien für die Gastmannschaft Sitte ist, zuerst aufs Feld geschickt und empfingen ihre Beschimpfung, danach begrüßte das Publikum ihre Helden und selbst Kapitän Puyol war emotional bewegt, wie die superschlauen Psychoanalytiker immer zu sagen pflegen. Ab Anpfiff gab’s folgendes: über sechzig Prozent Ballbesitz, perfekte Raumaufteilung und Passspiel, Pressing und Kombinationen, also der ganze Scheiß, der zur modernsten Ausprägung des Offensivfußballs gehört. Und das alles von Barca, das dann doch weniger Mühe hatte, als erwartet. Die Dominanz war frappierend, denn Real ist immerhin Tabellenzweiter, doch die einzigen der weißen Unsympathen, die erkennen ließen, dass sie gute Fußballer sein können, waren Casillas im Tor, Gutí und Figo, der es seinem alten Publikum zeigen wollte und sich jedesmal, wenn er am Ball war, der Gefahr eines Tinitus aussetzte. Der Mann wurde mal wieder richtig gehasst. Eto’o erzielte das erste Tor (unter Mithilfe von Roberto Carlos, der nicht soviel laufen wollte), indem er den Ball vor Torwart Casillas wegklaute und locker einschob. Nach einer Mordskombination von Deco und Ronaldinho erzielte Giovanni van Bronckhorst, der nur noch Gio genannt werden möchte, das zweinull. In Halbzweit zwei waren die Reals noch schwächer, Beckham, Zidane und Raúl wurden ausgewechselt, weil sie vergessen hatten, dass die Zuschauer für ein Fußballspiel eine Eintrittskarte bezahlen und man deswegen auch irgendwas auf dem Platz machen muss. Nach einem tollen Solo wurde Eto’o im Strafraum von den Beinen geholt und Ronaldinho verwandelte den fälligen Elfer. Überhaupt hätte es keinen größeren Unterschied geben können als zwischen dem Brasilianer und der gesamten Real-Truppe, denn der hatte mal wieder richtig Spaß am Fußball, war die meiste Zeit am Grinsen und zeigte u.a. den Trick aus dem Nike-Werbespot. Im Oscar-Wilde-Pub wurden die Real-Spacken immer leiser und ließen sich beim Barca-Torjubel auch mal ins Ohr schreien. Schulzky bedachte jeden Real-Spieler, der über die Leinwand schlich, mit der Marlon-Brando-Heulsusen-Geste (aus „Der Pate I“). Später wurde noch ein neuer Lazio-Schal im Strickmusterstil begutachtet und der Triumph genossen. Real-Präsident Perez meinte nach dem Spiel, dass Barca seine Real-Spieler nicht mal den Ball berühren ließ. Frank Rijkaard sagte erstmal nichts und ging wahrscheinlich schnell ein paar Kippen durchziehen. Am Sonntag gab’s dann noch das Basken-Duell zwischen San Sebastian und Bilbao, bei dem die Gäste aus Bilbao mit zweinull führten. Doch San Sebastian zeigte in der zweiten Halbzeit eine gigantische Leistung und schickte Bilbao letztlich mit 3:2 wieder zurück in ihren Teil des Baskenlandes.
Land des Pokals: In Italien pausierte die Liga und es gab ein Pokalwochenende, zumeist jedoch nur die Hinspiele. Bemerkenswert war Udinese 5:4 gegen Lecce (Hinspiel 4:3). Udineses Stürmer Di Michele erzielte zwei Tore und ging dann noch selbst ins Tor, nachdem sein Torwart rot gesehen hatte und das Wechselkontingent ausgeschöpft war. Di Michele hielt einen Elfer und ließ Reaktionäre die gegenwärtige Arbeitsteilung in allen Bereichen der liberalkapitalistischen Gesellschaft vergessen.
Protestanten gegen Katholiken: Das wohl zweitbrisanteste Duell des Kontinents stieg in der schottischen Liga zwischen den Rangers und Celtic, beide aus Glasgow. Das Spiel stand teilweise kurz vor einem Abbruch, denn bei diesem Derby wurde geholzt, was das Zeug hielt. Celtic musste das Spiel mit neun Leuten beenden, doch eigentlich hätte der Schiri noch mehr runterstellen können. Die Rangers gewannen zweinull (Tore: Novo, Prso).
Stadtduell ohne religiösen Hintergrund: Der FC Porto war zu glatt, gegen Boavista ein Tor zu erzielen, Boavista jedoch nicht gegen den FC eins zu machen. Also 0:1.