sport
Mittwoch, März 17, 2004
 
Der Südligenbericht von Catherine Zeta-Bohlen in einer Welt sinnloser Gewalt:
Das Land der Bomben und der Wahlen: Die Ligavereinigung wollte “dem Willen der Gewalttäter nicht nachkommen” und so vollzog der bezahlte Fußball seinen 28. Spieltag in Spanien. In den Stadien gab es Schweigeminuten, Barcas Spieler trugen in Murcia beim Einlauf ins Stadion T-Shirts mit einem Statement gegen den Terror. Auch sonst war auf die katalanischen Helden Verlass (trotz Niederlage und mittlerer Rot-Orgie bei Celtic im UEFA-Cup): zweinull wurde Real Murcia geschlagen (Tore: Saviola, Ronaldinho und 3-5-2 Formation in Halbzeit zwei), das sich wohl nun auf die zweite Liga (Segunda División) vorbereiten muss. (Ronaldinho wurde übrigens mit großer Mehrheit in die Elf des Monats der europäischen Sportmagazine gewählt, Barca-Haudegen Puyol ebenfalls.) Real Madrid sammelt weiter fleißig Unentschieden. Diesmal zu Hause gegen Saragossa (1:1), das Team, welches gegen Real am Mittwoch das Pokalfinale bestreiten wird. Valencia verkürzte den Abstand zu Real durch einen 2:0 Sieg bei Celta Vigo auf vier Punkte. Da geht noch was. Auch Barca ist jetzt nur noch neun Punkte hinter Real und erreichte durch Depors Niederlage auf Mallorca (2:4) den dritten Rang. Und auch wenn sie nicht mehr Meister werden sollten, vielleicht knacken sie ja irgendeinen Rekord (ähnlich wie letzte Saison in der Champions League) – der achte Sieg in Folge macht sehr viel Hoffnung. Weiteres: San Sebastian-Atletico Madrid 2:1 (darunter ein Eigentor von Atleticos argentinischem Held Simeone), Malaga-Bilbao 2:1, Villarreal-Albacete 2:1 (die AS Rom-Bezwinger weiter stark), Betis-Osasuna 1:1.
Das Land des AC Mailand: Letzte Woche traf ich jemanden, der irgendwann Anfang der 90er in Mailand beim Supercupspiel Milan-Genua war, mehr so durch Zufall und dann auch noch prompt ein riesiges Milan-Transparent festhalten musste. Nicht schlecht. Damals gab es ein legendäres Milan-Team und heute wohl wieder: “Übermannschaft” schrieb die Presse nach dem 3:1 bei Juve am Sonntag. Die Turiner sahen wenig Sonne (war ja auch abends) und Seedorf war mit zwei Treffern und einem Assist (für Schewschenko) der Held. Da die Roma in Reggina trotz Totti nicht über ein 0:0 hinaus kamen, beträgt Milans Vorsprung nun sieben Punkte. Romas Stürmerheld Cassano kritisierte Capellos defensive Aufstellung, scheinbar zurecht. Juve wird sich jetzt wohl aufs Pokalfinale gegen Lazio konzentrieren. Die schafften zu Hause in Rom nur ein 2:2 gegen Udinese. Inter kränkelt weiter (viele verletzt, viele gesperrt, das alte Lied) und konnte Chievos Abwehrbollwerk nicht knacken, 0:0. Weiter wichtig: WM-Finale-Elfer-Verschießer Roberto Baggio (37 und bei Brescia) erzielte sein 200. Liga-Tor und erhielt dafür sogar von den gegnerischen Fans stehenden Beifall. Nun kann er endlich, nach eigener Aussage, seine Karriere beenden. Sampdoria-Bologna 3:2.
Gewalt und Süden: Krawalle beim Athener Derby zwischen Panionios und Panathinaikos (0:1). Nach dem Treffer in der 83. Minute musste das Spiel für zehn Minuten unterbrochen werden, weil sich die Fans auf den Rängen und dem Spielfeld prügelten. Die Polizei stiftete mit Tränengas Frieden. Nach dem Spiel bewarfen Panathinaikos-Hools den Panionios-Bus mit Steinen.
Russland: Pünktlich zur Präsidentschaftswahl begann die Liga wieder. Zenith Petersburg startete mit einem Sieg.
Frankreichs Süden: Nizza-Rennes 3:1 (Gernot Rohr meint, dass seine Jungs bis zum Umfallen gekämpft haben.), Marseille-Straßburg 4:1, Auxerre-Monaco 0:1.
Helden: Luis Enrique wird nach dieser Saison Barca verlassen. Cruyff lockte den Asturier und Nationalspieler 1995 von Real nach Barcelona. Der Offensiv-Allrounder holte nicht nur Titel für die Katalanen und schoss einen Haufen Tore, sondern war lange so was wie der Vorzeige-Profi dieses Teams: technisch brillant, physisch gemein zu anderen, nie um eine Provokation verlegen, was sich besonders bei Spielen gegen Real (vor allem in Madrid) auszahlte. Wie Figo in Barcelona so wird Luis Enrique in Madrid gehasst. Die Cantona-Serie möchte hiermit ihre Ehrerbietung für diesen Spieler ausdrücken.