sport
Donnerstag, Dezember 23, 2004
 
Der Südligenbericht von Catherine Zeta-Bohlen:
Spanien: Am Sonnabend zeigte sich, dass Türsteher in Berlin Barca mehr mögen als Schiris in Spanien. Der amtierende Meister Valencia war am Wochenende zu den Blaugranatroten in die katalanische Hauptstadt gereist und versuchte sich im Anmischen von Stahlbeton. Mit italienischem Trainer und italienischer Mentalität gelangten die Valencianos insgesamt dreimal vors Barca-Tor und erzielten immerhin einen Treffer, wenn auch abseitsverdächtig. Die restliche Zeit spielte der FC Barcelona Fußball und versuchte Valencias Abwehr zu knacken. Dies gelang Eto’o auch zweimal, doch weder sein Treffer noch ein fälliger Elfer wurden vom Schiri gegeben. Zur Trauer der knapp 90000 im Camp Nou flog Barca-Keeper Valdés in der 74. Minute vom Platz, nachdem er außerhalb des Strafraums den Ball mit der Hand berührt hatte. Zum Glück konnte Ronaldinho fünf Minuten später einen Elfer rausschinden und auch zum 1:1 verwandeln. Ungefähr zeitgleich in der deutschen Hauptstadt wurde ich an der Tür zum Karrera-Club (in diesem Indie-Tempel gab’s ein Rockkonzert mit den aim of designs) freundlich durchgewunken, da der Chef am Einlass mein Barca-Abzeichen gesehen hatte und meinte, dass es für Barca-Fans freien Eintritt gibt. Der gute Mann ist sogar ein Mitglied des phantastischen Vereins aus Katalonien, dessen Name schonmal Türen öffnen kann, Freimaurer-like. Real-Fans halten’s wahrscheinlich eher mit dem Rotary Club und ab und zu mit dem Opus Dei und in Santander half dies den weißen Untersympathen: nach zweimaligem Rückstand konnten die Hauptstädter noch 3:2 gewinnen, Becks, Ronaldo und Roberto Carlos hatten eine Zwangspause erhalten und wirkten nicht mit. Zidane schoss den entscheidenden Treffer. Weiteres: Schusters zweite rote Karte in dieser Saison (und das als Trainer), beim 1:1 von Levante gegen Albacete regte sich der blonde Bernd zu sehr auf, denn seiner Truppe wurde der reguläre Siegtreffer aberkannt. In dieser Stadt kann es nur einen geben: FC Sevilla-Betis Sevilla 2:1. Atletico Madrid-Depor 1:0, Numancia-Espanyol 0:0, Villarreal-Malaga 3:0.
Italien: Auch hier gibt’s natürlich Schiris, die Freude machen. Für die Topspiele wird aus einem Pool der besten Schiedsrichter einer gezogen, so auch für die Partie Juve-Milan. Und Milans Trainer Ancelotti findet diese Auslosungen immer blöder, denn dass das Duell der Spitzenreiter 0:0 ausging, lag für viele an Schiri Bertini. Milan hatte ‘ne Menge Pech beim Versuch Tore zu schießen, während Juve versuchte möglichst keinen Fußball zu spielen und das gelang auch recht gut, die Turiner sind “Weihnachtsmeister”. Inter feierte den vierten Sieg im 16. Spiel und findet sich auf Rang vier wieder. Allerdings musste erst old-school-Abwehrrecke Mihajlovic ran, um ein Tor zu schießen, der Dreier-Linksfußsturm (Adriano, Vieri, Recoba) versagte gegen Brescia. Licht und Schatten bei den römischen Clubs. Totti will sich zwar vom AS Rom verabschieden (ins Ausland), doch das wollte er bisher fast jedes Jahr. Und zur Zeit läuft’s auch wieder: Parma wurde mit 5:1 weggeputzt (2x Totti, 2x Cassano, 1x Montella). Bei Lazio wurde Trainer Caso nun doch nicht entlassen, wahrscheinlich auf Grund von fehlenden Nachfolgern. Beim Überraschungsteam Udinese gab’s ein 0:3 und eine Annäherung an die Abstiegszone für den amtierenden Pokalsieger.
Der beste Fußballer der Welt: Der vom Südligenbericht initiierte Fußballnobelpreis hat sich leider noch nicht bei den FIFA-Bonzen durchgesetzt, doch sie lassen jedes Jahr den/die Weltfußballer/in des Jahres wählen. Und so kam es, dass Birgit Prinz Ronaldinho daten durfte. Die deutsche Bolzerin und das brasilianische Wunderkind gewannen die Wahl, Ronaldinho verdrängte Henry und Schewschenko (der Ukrainer wurde dafür Europas Fußballer des Jahres) auf die Plätze. Der für Barca kickende keep-smiling-Prophet aus Brasilien ist zur Zeit einfach das Phänomen des internationalen Fußballs. Niemand hat mehr Spaß am Spiel im bezahlten Fußball und niemand hat mehr Tricks auf Lager und wendet diese auch an. Ich durfte ihn einmal live erleben, und seitdem glaube ich. Also hoch die Tassen und Chapeau. Wir werden noch unseren Enkelkindern mit leuchtenden Augen von ihm und seinen Taten erzählen.