sport
Dienstag, Oktober 26, 2004
 
Der Südligenbericht von Catherine Zeta-Bohlen:
El Cid: Zum Krisengipfel lud Real am Sonnabend den FC Valencia zu sich nach Hause. Michael Owen schoss sogar sein zweites Tor für Real (was bei ihm schon als Lauf bezeichnet werden könnte) und ließ den anderen Engländer der Madrilenen vergessen: Becks war nämlich verletzt, was der Kreativität im Mittelfeld aber sehr gut tat. Letztlich gewann Real vor allem deswegen mit 1:0, weil Valencia zur Zeit noch beschissener spielt als die weißen Unsympathen aus Madrid. Das liegt hauptsächlich an Claudio Ranieri, den netten Angstfußballverfechter aus Italien und Trainer der Valencianos, der erst in der zweiten Halbzeit Pablo Aimar brachte, welcher auch prompt das Spiel belebte und sogar einen Elfer gegen Walter Samuel rausholte, der aber nicht gegeben wurde, weil man in Madrid scheinbar nicht gern gegen die Hausherren pfeift. Franco hätte den Elfer wohl auch nicht gegeben. Sonst noch? Barca souverän zu Hause gegen Osasuna nach der schön anzusehenden Niederlage gegen Milan in der Champions League vorige Woche. 3:0 stand’s am Ende. Eto’o traf zweimal (und führt nun die Torjägerliste an), Ronaldinho machte einen selbst geschundenen Elfer rein und lächelte dabei ausnahmsweise mal nicht. Überraschungsteam 1: Levante verlor zu Hause gegen Espanyol Barcelona, Bernd Schuster hatte davor gewarnt und Recht behalten, das zählt ja auch was. Überraschungsteam 2: Der FC Sevilla schlug Atletico Madrid, schüttelte damit einen direkten Verfolger ab und liegt nun fünf Punkte hinter Barca auf Rang zwei der sehr schönen spanischen Tabelle, Real auf acht, Valencia auf drei.
Rimaldo Rimaldini: Zum großen Toreverhindern trafen sich im Mailänder Derby Inter und Milan, und die Sache lief nach Plan: 0:0, trotz der beiden gefürchtetsten Torjäger der Serie A, Schewschenko und Adriano. Inter-Trainer Mancini, wie immer mit Prinzenfrisur, ließ sein Team in der ersten Halbzeit auf Angriff spielen, Milan wartete ab. Beide Teams kamen im Laufe des Spiels zu Chancen, doch die Abwehrreihen und Torhüter machten alles richtig. Davon profitierte Juve, das bei Siena antrat und mit einem großartigen Alessandro del Piero (zwei Tore) das Ding mit 3:0 nach Hause fuhr. Fünf Punkte Führung nun für die schwarz-weiß Gestreiften aus Norditalien vor Milan und US Lecce, das 4:1 beim Überraschungsteam aus Messina gewann und bisher die meisten Treffer erzielte (18). Weiteres, zum Teil wenig erfreuliches: Parma-Lazio 3:1 (Parmas Morfeo mit drei Torvorlagen), AS Rom-Palermo 1:1, Udinese-Florenz 2:2 (zweimal Miccoli für Florenz).
Wilhelm von Oranien: Südlicher Flair auf dem flachen Land – der PSV Eindhoven spielte gegen Ajax und hatte gegen die Kids von Trainer Koeman, die grade eine mittlere Krise durchleben, die Nase vorn, 2:0. Feyenoord weiter mit tollem Angriffsfußball auf Rang zwei, der PSV Primus, Ajax nur auf sechs.
Oliver Cromwell: ManU-Arsenal, für manche das Böse gegen das Gute, für andere ein Spiel der Premier League. Fast-Food-Guru Wayne Rooney fiel erst sehr gekonnt im Strafraum (den Elfer zimmerte van Nistelrooy Jens Lehmann ins Netz) und traf dann selbst noch in der 93. Minute. Wenn man neunzehn wird und eigentlich ein wirklich mieses Spiel abliefert, darf man das. Arsenals Rekordserie nach 49 Spielen ohne Niederlage gestoppt.
Robespierre: In Frankreich endeten insgesamt vier Partien des elften Spieltags mit 0:0. Aus Strafe wird in diesem Bericht kein weiteres Wort über die französische Liga verloren.
Fußball-Nobelpreis: Diesmal: Rivaldo. Eigentlich müsste der Name reichen, um jede Jury für einen Fußball-Nobelpreis stimmen zu lassen, sein gesamtes fußballerisches Lebenswerk wie auch seine Person ist preisverdächtig. Erinnert sei hier an eine besonders imposante Vorstellung: Letzter Spieltag der spanischen Liga, Barca und Valencia streiten sich um den letzten Champions-League-Platz, Valencia spielt bei Barca und führt auch noch 2:0. Rivaldo dreht in der zweiten Halbzeit das Ganze mit zwei Treffern zum 2:2, doch ein Unentschieden reicht Barca nicht, um an Valencia in der Tabelle vorbeizuziehen. So circa 90. Minute bekommt Rivaldo einen Pass am Strafraum der Valencianos, lässt den Ball in die Höhe abprallen und zieht per Fallrückzieher von der Strafraumkante ab. Tor. 3:2. Barca in der Champions League, über 98000 im Nou Camp bejubeln ihren schwierigen Helden. Seufz. Weitere Vorschläge an: catherine_zetabohlen@hotmail.com