sport
Mittwoch, Januar 12, 2005
 
Der Südligenbericht von Catherine Zeta-Bohlen:
Spanien: Das Jahr fängt Scheiße an und kann darum nur besser werden. Eigentlich müsste diese Aussage reichen aber Erklärungen sind zur Zeit ziemlich hip. Real Madrid musste früher als alle anderen ran, die restlichen acht Minuten des (angeblich durch die ETA) abgebrochenen Spiels gegen San Sebastian bestreiten (bis dahin 1:1). Ronaldo ließ sich ganz kurz vor Schluss im Strafraum fallen und Zidane verwandelte den folgenden Elfer. Dann ging’s am Sonntag für die weißen Untersympathen ins Calderon zum Stadtderby gegen Atletico Madrid und da neue Besen ja meist gut kehren, zeigten die Reals gleichmal, was sie vom neuen Trainer Vanderlei Luxemburgo und Neu-Sportdirektor Arrigo Sacchi (beides bis zur Wahl ihres neuen Vereins höchst sympathische Menschen) gelernt haben: sie versuchten’s italienisch, ein Hauch von Gruselfußball, der allerdings die Chancen nutzte, 3:0. Barca als Tabellenprimus war nun bei Villarreal gefordert, doch die Blau-Granatroten mit ihren schicken Auswärtstrikots hatten von Weihnachten noch so einige Geschenke über und ließen den Gastgeber 3:0 gewinnen. Dabei drehte mal wieder die Barca-Leihgabe Riquelme (das argentinische Talent) mächtig auf, sowie ManU-Flüchtling Diego Forlan, der zwei Treffer erzielte. Große Trauer bei vielen netten Menschen auf der Welt. Allerdings hat Barca immer noch sieben Punkte Vorsprung auf die beiden Verfolger Real und Valencia, das im Stadtderby gegen Levante ein Tor vom Schiri geschenkt bekam (ein Kopfball von Mista, der die Torlinie nicht überquerte), 2:1. Der auf die Tribüne verbannte Bernd Schuster (eine Strafe aus einem vorigen Spiel) hätte wenigstens einen Punkt für seine Schützlinge verdient. Aber Gerechtigkeit ist ja sowas von inexistent, vor allem in der Welt des zynischen Fußballs, den der FC Valencia seit Trainer Ranieris Rückkehr spielt. Espanyol Barcelona-Osasuna 4:1, Mallorca-Depor 2:2, Numancia-Bilbao 1:1
Italien: Eins der gemeinsten Stadtduelle der Welt gab’s mal wieder vorige Woche in Rom, als Lazio auf den AS, genannt die Roma, traf. Bei einigen Menschen hat Lazio ein schlechteres Image als der BFC (höchstens noch getoppt durch den FC Millwall, home of hooliganism und laut TAZ “der unbeliebteste Fußballclub der Welt”). Doch auch die Roma-Anhänger sind auch nicht zimperlich und so wünschen beide Fangruppen beim Derby dem jeweiligen Gegenüber Tod, Pestilenz und sogar die Gaskammer. Lazio hat mit dem neuen Trainer Papadopulo eine gute Wahl getroffen und gewann (erstmals seit fünf Jahren) das Duell 3:1. Kapitän und Stürmer-Haudegen Paolo Di Canio hat sich dabei wahrscheinlich eine Sperre und Geldstrafe eingehandelt, und das auf phantasievolle Art und Weise. Nach seiner Auswechselung und dem dazugehörigen standing ovations (er hatte ein Tor erzielt) bedachte er die Laziali in der Ultra-Kurve mit dem Faschistengruß und pikanterweise hat Di Canio auf dem rechten Oberarm ein “DUX”-Tattoo (lateinisch für “Führer”, man fühlt sich zurecht an den Duce erinnert). Für Roms obersten Sportbeamten Foschi ist die Sache klar: “Hut ab vor dem Spieler, doch der Faschist Di Canio ist eine Schande.” Di Canio selbst behauptet lediglich die Fans gegrüßt zu haben und wollte dabei gleichzeitig die Roma-Anhänger provozieren. Scheinbar nicht grad ein Sensibelchen. Da für Di Canio Werte wie Vaterland oder Treue schon länger sehr wichtig sind, gab’s prompt ein Angebot seitens einer rechten Kleinpartei für diese zu kandidieren. Vom Lazio-Spieler zum rechten Politiker? Kausalität ick hör‘ dir trapsen. Und sonst? Ein Wahnsinnsspiel in Mailand. Inter-Coach Mancini (der mit der Prinzenfrisur) spielte mit seiner Truppe gegen seinen Ex-Verein und seine große Liebe Sampdoria Genua, die bis zur 86. Minute mit 2:0 führten. Doch als die ersten Interristi das San Siro verließen, zeigte Inter sein verrücktes Gesicht. Martins, Vieri und der geschmähte Recoba drehten die Kiste zum 3:2 und wurden von Mancini mit Emotionen an der Seitenlinie belohnt.
Sta-Sta-Stadtderby: Auch in Portugal: Sporting gegen Benfica Lissabon. Und die Grün-Weißen von Sporting machten die Sache für sich klar, obwohl sie seit der 37. Minute nur noch zu zehnt agierten: 2:1. Die beiden Treffer für Sporting erzielte der Brasilianer Liedson, dem eine Disziplinarstrafe seitens des Vereins droht, da der gute Mann acht Tage später als abgesprochen aus dem Urlaub kam. Jetzt ist ihm aber hoffentlich niemand mehr böse.
Griechenland: In Griechenland ist fast jedes Spiel ein Stadtderby und das ist auch ja nicht schlecht, so haben es nämlich die Fans nicht weit, um sich und die Polizei zu verprügeln, was relativ beliebt ist und auch am Wochenende vor dem Spiel Panionios gegen Olympiakos Athen geschah. Allerdings wurde dann die Partie auf Grund der Ausschreitungen erst gar nicht vom Schiri angepfiffen, ein Stadtderby weniger und eine Untersuchung nach den Schuldigen mehr.