sport
Dienstag, Januar 25, 2005
 
Der Südligenbericht von Catherine Zeta-Bohlen:
Land des Lächelns: 36 Tore in zehn Partien – die spanische Liga zeigte die gemeine Fratze des Offensivfußballs. Ansonsten läuft alles auf ein high-noon an der Tabellenspitze hinaus, die Knarren sind auf jeden Fall geladen, das ewige Duell, Barca gegen Real, Gut gegen Böse, Vernunft gegen Idiotie, Batman gegen Robin usw. Barca zeigte nach Wochen mal wieder eine wirklich souveräne Leistung (gegen Santander), die durch ein frühes Tor von Eto’o ermöglicht wurde. Ronaldinho zeigte mal wieder, dass er viel Zeit mit dem Ball verbringt und tanzte ein paar Abwehrspieler aus, um danach an der Strafraumgrenze abzuziehen. Deco legte dann noch einen drauf, ebenfalls ein sehenswerter, abgelenkter Weitschuss. Real überzeugte schon wieder nicht, gewann aber doch wie gewohnt in der zweiten Halbzeit das Spiel. Figos Elfer konnte Mallorca noch ausgleichen. Zwei Hammertore (Raúl und Solarí) waren für die Ferieninsulaner dann doch zuviel. Das Match des Tages fand aber im Norden Spaniens statt, in einem Stadion, das Kathedrale genannt wird und in dem ab und zu natürlich Wunder geschehen, wie das sich für eine gute Kathedrale gehört. Bilbao empfing die baskischen Rivalen von Osasuna und die taten eine Menge, um einen Auswärtssieg einzufahren. 0:3 (darunter ein 35m Freistoß) nach 56 Minuten. Doch dann kam Bilbao und mit ihnen das Wunder. Zweimal Yeste, einmal Tiko und der schon fast abgeschriebene Julen Guerrrero drehten das Spiel und Yeste fing sich auch noch einen Platzverweis ein. Halleluja! Ein weiteres, kleines Wunder ist die Entwicklung Riquelmes zum Matchwinner. Der von Barca an Villarreal ausgeliehene Argentinier schoss den FC Valencia im Alleingang ab, in einem Spiel mit vier Elfern, je zwei pro Team, wobei allerdings Valencias Di Vaio an Torhüter Reina scheiterte, Aimar machte den zweiten dann natürlich rein. Riquelme trat beide Elfer für Villareal und machte noch ein Tor aus dem Spiel heraus. So klettert Villarreal langsam in die obere Tabellenregion, also dorthin, wo es hingehört. Weiterhin: Betis-Numancia 4:0, Albacete-FC Sevilla 0:2, Depor-Espanyol 4:1, Levante-San Sebastian 2:1.
Land der zerstörten Bahnhöfe: Den aktuellen Song zum italienischen Fußball gibt’s derzeit von Tocotronic: Pure Vernunft darf niemals siegen. Doch künden 16 Tore in zehn Spielen von dem Gegenteil, klarer Fall von purer, ja zynischer Vernunft, Sloterdijk übernehmen Sie! Doch bevor es soweit ist, versorgt uns der italienische Profifußball mit interessanten Geschichten, z.B. Inters Rekordkurs (unglaublich viele Unentschieden und noch keine Niederlage in den Wettbewerbsspielen dieser Saison), Milans 0:1 Niederlage beim Aufsteiger ASC Livorno (Der wird pikanterweiser seit kurzem von Roberto Donadoni trainiert, der früher mit dem jetzigen Milan-Coach Ancelotti mit den Mailändern viele, viele Erfolge feierte. Beide sind gute Homies und noch vor kurzem war Donadoni bei Ancelotti und ließ sich in die Geheimnisse der Mailänder Taktik einweihen. Ein Wissen, welches er nun in einen Erfolg ummünzen konnte.) und (natürlich, werden die kundigen Leser sagen) die Fans des AS Rom. Vor ca. zwei Wochen kam es im Pokalspiel der Roma zu Ausschreitungen und die Partie wurde für 70 (!) Minuten unterbrochen, zudem wurde Mannschaftskapitän Totti mit Flaschen beworfen, als er die Anhänger beruhigen wollte. Das war nicht besonders schlau, denn Totti liebäugelt schon seit langem mit einem Wechsel, u.a. weil ihm die Fans doch ein wenig auf die Eier gehen (wie Totti sagen würde) und dann wäre es doch nur allzu schrecklich, wenn das Römer Urgestein plötzlich bei den Finsterlingen von Real Madrid landen würde, denn die könnten ihn wirklich gut gebrauchen. Dass das italienische Wort für Fußballfan, Tifosi, vom Typhus bzw. vom Infizierten mit derselben Krankheit abgeleitet ist (kleiner Tipp von der Nizza-Ultra-Fraktion aus Berlin), merkte man auch an diesem Wochenende. Den ehemals glorreichen SSC Neapel und den AS Rom trennen zwei Spielklassen, trotzdem waren sich die Fans nicht zu fein, sich gegenseitig und auch ein paar Polizisten die Birne einzuhauen. Schuld war mal wieder die Infrastruktur Italiens, denn es traf sich bestens, dass beide Anhängergruppen mit dem Zug unterwegs waren: Roma spielte in Florenz und Neapel in Padua und da kann man sich auf dem Heimweg nach Süden schonmal über den Weg laufen. Neben Personen wurden ein Zug und der toskanische Bahnhof Orrieto in Mitleidenschaft gezogen. Ob das Aufeinandertreffen verabredet war, konnte bisher noch nicht geklärt werden. Da nun bei uns in Germoney Winter ist und dann immer schnell rumgeheult wird, sollte dringend auf die oben genannten Nebenwirkungen der mediterranen Lebensqualität hingewiesen werden.