sport
Dienstag, März 01, 2005
 
Der Südligenbericht von Catherine Zeta-Bohlen:
Für Anna W. aus Berlin war es ein überwältigender Fußballabend, so wie für viele andere auch (ich hab’s bis heute noch nicht ganz überstanden). Am Mittwochabend vor dem großen Barca-Chelsea-Clash schauten wir uns im Rahmen des internationalen Fußballfilmfestivals einen als Dokumentation getarnten Werbefilm für den FC Barcelona an (auch Schulzky ließ sich das natürlich nicht entgehen), in dem es um die vor knapp zwei Jahren neu gewählte Barca-Führung ging, für dieses Geschäft recht junge Männer und Frauen aus Katalonien, die Fun und Erfolg verbinden, gerne “Barca!!” ins leere Stadion schreien, tolle Lebenspartner haben und gerne zusammen essen, also alles Sachen, von denen wir glaubten, sie kommen auch auf uns zu, nachdem wir die Schule mit einem guten Zeugnis verlassen haben. Wir wurden Zeuge wie Präsident Joan Laporta mit Heilsbringer Ronaldinho den Vertrag aushandelt und dieser dann nach einigem Zögern mit dem Stift des Chefs unterschreibt, und wie Trainer Frank Rijkaard die Kunst der lakonischen Rhetorik pflegt. Im Anschluss wurde dann das Champions League-Spiel gezeigt, das für viele das vorgezogene Finale ist. Der von Chelseas Trainer Mourinho angezettelte Psychokrieg ging nach hinten los. Er und sein Luftpumpen-Freund Abramowitsch konnten sich letztendlich beim Torhüter der Londoner bedanken, dass diese nicht total auseinandergenommen wurden. Chelseas Stürmer Drogba wurde nach einer überharten Attacke gegen Barcas Keeper Valdés von Schiri Frisk in der zweiten Hälfte vorzeitig zum Duschen geschickt, von da an lag der Ballbesitz von Barca bei ca. 90%. Maxi Lopez und Iniesta kamen als Joker und Barca konnte die Partie drehen und damit unterstreichen, dass zur Zeit nur ein Team das Abendland verteidigen kann, und zwar durch Offensive und schönen Torjubel, den Maxi und Eto’o zelebrierten, wobei man ein wenig Angst bekam, denn einige der knapp 100000 Zuschauer waren bei den Toren drauf und dran, das Spielfeld zu stürmen und ich hätte es ihnen auch sehr gegönnt, die finsteren UEFA-Bonzen wohl aber nicht. Was bleibt nun? Natürlich das Rückspiel in London und Mourinhos hübscher Mantel, der ihn leider nicht vor dummen Äußerungen nach dem Spiel schützte und dass natürlich niemand so nett grinst, wenn der Schuss am Tor vorbei geht, wie Ronaldinho.
La Liga aka. Barca-Lob Teil 2: Bei Numancia spielen die Katalanen trotz vieler Chancen auf vereistem Platz nur 1:1. Real übernimmt mit einem 0:2 bei Depor die Rolle des Punktelieferanten und schießt nur einmal gefährlich aufs Tor.
Serie A aka. Derby di Milano: Gegen das Mailänder Derby zwischen Inter und Milan (das 260.) ist die Champions League natürlich nur irgendein europäischer Unfug. Leider erwecken die italienischen Topspiele manchmal den Eindruck, dass keine von beiden Mannschaften gewinnen will und lieber daran denkt, nicht zu verlieren. Und leider dachte Inter wohl zu sehr daran zu gewinnen und verlor durch ein Gurkentor von Kakà. Nach diesem Treffer zeigte Milan, wie gefährlich sie sind, in ihrer Art mit Passivität und Souveränität eine Führung zu halten. Das böse Wort des Technokratenfußballs rutschte einigen Kommentatoren raus. Inter verliert somit erstmals seit Mai 2004 in der Liga und rutscht in der Tabelle auf Rang vier. Ein Spektakel war es trotzdem. Milan bleibt mit Juve punktgleich, das zu Hause Siena 3:0 schlägt (2x del Piero, 1x Emerson). Lazio-Parma 2:0, Palermo-AS Rom 2:0 (Trotz strömenden Regens schrie sich das Publikum die Seele aus dem Leib, sobald Palermo auch nur die Mittellinie überquerte. Dafür reichten die römischen Nerven nicht.).
Frankreichs Süden oder: Wem gehört die Côte d’Azur?: Monaco wollte eigentlich den Anschluss an Tabellenführer Lyon halten, musste aber dummerweise zu den Nachbarn nach Nizza. Wie schon im Hinspiel blieb kein Auge trocken. Nizza ging nach einem kuriosen Freistoß von Balmont in Führung, doch Monaco konterte mit einem Fallrückzieher durch Gigliotti. Nizzas Trainer Gernot Rohr hatte aber noch ein As im Ärmel, Ederson traf aus vierzig Metern und mitten in die Titelträume Monacos hinein. Und so brannten die bengalischen Feuer in Nizza wohl bis zum nächsten Morgen.