sport
Mittwoch, April 27, 2005
 
Der Südligenbericht von Catherine Zeta-Bohlen:
Immobilienhandel: Bei meinen Papstprognosen vom letzten Mal hat mich die Geschichte in Form der Konklave blitzkriegsartig überrollt. Ratze ist also Papst und was das für den Fußball bedeutet ist noch nicht abzusehen. Eines scheint allerdings klar zu sein, so simpel wie der Katholizismus ist der bezahlte Fußball nicht, auch wenn es Parallelen gibt. Diverse spanische Vereine sind in Finanznot. Die wichtigsten Beispiele sind (mal abgesehen von Real MadRIP, die ja so schrecklich untransparent sind) Atletico Madrid und Barca. Die uns wohl gesonnenen Hauptstädter von Atletico wollen sich durch Verkauf ihres Stadions, das schöne Vicente-Calderon am Manzanares-Ufer, sanieren. An dessen Stelle sollen vermarktungsfähige Geschäftsgebäude entstehen und Atletico soll ins Leichtathletikstadion umziehen, was die Fans natürlich sehr erzürnt. Deren Liebling, Fernando Torres, spricht sich allerdings für den Verkauf aus, um Geld für neue Spieler zur Verfügung zu haben. Bei Barca versucht die neue Führungsriege alles, um den Verein zu sanieren. Dafür soll der Immobilienbesitz (der wohl größte unter den spanischen Clubs und bisher Tabu) angekratzt werden. Das auf dem Gelände des Camp Nou liegende Mini-Stadion (fürs Training und den Nachwuchs) soll verkauft und in ein Geschäftszentrum umgewandelt werden. Allerdings muss man sich dafür noch mit der Stadt und dem anliegenden Wohnviertel einigen. Der Nachwuchs soll ins Olympia-Stadion ziehen, wo derzeit noch Espanyol spielt, die aber ein neues Stadion bauen, natürlich auf Pump, damit, wie in alten Zeiten (als deren Stadion noch in der Stadt lag, bevor es an Wohnungsbauer verkauft wurde), wieder mehr Leute zum Fußball kommen. Zum Glück, könnte man sagen (aber nur wenn man will), ist Spanien ein bauwütiges Land. Ein weiteres, bisher unantastbares Tabu bei Barca wird von deren neuen Führern angefasst: immer wieder wird verkündet, dass ab der nächsten Saison Werbung auf die so schönen Trikots kommt. Angeblich soll es nun das bisher höchste Angebot im Fußball für Trikotwerbung für Barca gegen: 25 Mio pro Saison von den Qatar Airlines. Ein ähnlich hohes Angebot soll aus China vorliegen: für drei Jahre soll Werbung für die Olympischen Spiele in Peking auf die Jerseys gemalt werden, eine Sache, die bei vielen Katalanen und Fans Empörung hervorruft, denn sowas würde eher zu den weißen Unsympathen aus Madrid passen, da die ja genug positive Erfahrungen mit totalitären Regimes haben. – Das Wochenende: Real spielt wie immer mies und gewinnt zu Hause gegen Villarreal mit 2:1, mit Klopperei (u.a. Zidane gesperrt) und allem drum und dran. Barca spielt schön und gewinnt bei Malaga mit 4:0, wobei die Leute ein Kopfballtor des 1,64m großen Giuly erleben durften.
Regierungskrise: Die ist übrigens wieder vorbei und Berlusconi zurück im Sattel der Ministerpräsidentschaft und prompt gelang “seinem” Club die Rückkehr an die Tabellenspitze durch zwei Siege, über Chievo und Parma. Allerdings gab’s freundliche Nachbarhilfe von Inter, die Juve in Turin schlugen, natürlich mit 1:0. Bei Lazio drehte Juve den Spieß wieder um und gewann mit 1:0, gegen Ende schoss Nedved einfach ein Tor, um das Traumergebnis sicherzustellen. Den AS Rom hat’s zur Zeit wirklich arg erwischt, dauernd wird verloren und nun ist Totti auch noch gesperrt, wahrscheinlich für fünf (!) Spiele, da er seinen Gegenspieler Colonese von Siena trat und ohrfeigte und hinterher auch noch feststellte, dass man gegen 14 Mann nicht gewinnen kann (übrigens ein Thema, was demnächst mal genauer behandelt werden sollte).
Ruhm und Ehre: Der PSV ist der erste neue niederländische Meister, gegen Vitesse Arnheim sicherten sich die Eindhovener durch einen lockeren Sieg vorzeitig den Titel. Chefkoch van Bommel und der Rest der Truppe haben sich wohl bis zum (leider etwas bitterem) Champions-League Spiel gegen Milan die Hucke vollgesoffen. (Übrigens kann der PSV auch noch Pokalsieger werden.) Guus Hiddinks fünfter Meistertitel, der damit an Rinus “General” Michels (Gott hab ihn selig) vorbeizieht.
Französische Arbeitsämter: “Wo Gefahr ist, wächst das Rettende auch”, so ungefähr schrieb das mal Hölderlin für alle Vereine im Abstiegskampf. In dem befindet sich nun auch der heißgeliebte OGC Nizza, der leider bei den Finsterlingen vom PSG mit 1:3 verlor und sich jetzt von Trainer Gernot Rohr trennte (was übrigens Gernot Rohr und nicht der Verein bekannt gab). Schade, schade, aber natürlich drücken wir beiden die Daumen.